Zwei Jahre mussten im Schützenhaus Lauterbach leise zu Ende gehen, ließ die Pandemie größere Gesellschaften doch weitestgehend nicht zu. In diesem Jahr fand es nun endlich wieder statt, das „Jahresabschluss-Schießen“ des Sportschützenvereins Lauterbach 1562 e. V.
Am Morgen des 27. Dezembers um 10 Uhr war der Gastraum des Vereinsheims schon rege bevölkert. Die Veranstaltung hatte Mitglieder aus allen Ecken Hessens und darüber hinaus nach Lauterbach gelockt. Sogar acht Schützen aus Thüringen waren angereist. Die Kaffeemaschine gab ihr Äußerstes, denn kalt war es draußen und nach den Feiertagen auch noch vergleichsweise früh am Morgen.
Richtig munter wurde es auf den Schießständen. Munition und Waffen waren zwar irgendwie noch die, die man kannte – die Disziplinen allerdings hatten ein neues Gesicht bekommen.
Glücksscheiben beispielsweise bestehen nicht aus Ringen, sondern einem Schachbrettmuster, viel zu klein, um Zahlen darauf erkennen zu können und mit einer vernachlässigbar kleinen 100 in der Mitte. Das Tückische: gleichmäßig auf der Scheibe verteilt finden sich Punktefelder von 10 bis 100 – und Minuspunkte im gleichen Wert. Wenige Millimeter konnten so über einen gewaltigen Sieg oder eine Niederlage im negativen Bereich entscheiden. Die Ergebnisse auf dem Kurzwaffenstand reichten folglich von maximalen 300 bis Minus irgendwas – egal, denn selbst eine Minus 80, nur Millimeter von der winzigen 100 entfernt, fühlten sich irgendwie gut an.
Wurfscheiben, seltene Gäste auf dem 50-Meter-Stand, wurden an dem Tag nicht mit Schrot beschossen, sondern baumelnd an einer Schnur mit Kleinkaliber-Munition traktiert.
Ausgekühlt und ausgelassen tummelte sich zum Mittagessen die gesamte Mannschaft im warmen Gastraum.
Diese „Halbzeit“ hatten einige Schützen genutzt, die Kälte Kälte sein zu lassen und zum Schafkopfen sitzen zu bleiben. Über die Sieger am Kartentisch fehlen uns allerdings jegliche Informationen.
Die Stimmung war locker und lustig wie auf einem Jahrmarkt – obwohl es bei den Wettkämpfen um keine geringeren Trophäen ging als beispielsweise Frostschutzmittel, Zimmerspringbrunnen oder nahezu historische Gartenzwerge „Made in West Germany“. Und um tiefgefrorenes Geflügel.
Moorhuhn war gestern, an diesem Dienstag Nachmittag ging es ans „Hühnchenschießen“. Was diese Disziplin so knifflig macht, sind viereinhalb Zentimeter kleine Luftpistolen-Ringe, die auf 25 Meter mit Schrot beschossen werden sollten. Kaum dass man die winzigen Pappspiegelchen überhaupt sah, blieb den Schützen lediglich, drauf zu halten und zu hoffen, dass der Schrotbecher die Garbe möglichst lange zusammen hielt. Sieger wurde, wessen Schuss die meisten Löcher auf seiner Scheibe hinterließ.
Die meisten Punkte beim Glücksschießen auf 100 Meter erzielte Claudio Baldo. Dass auf diese Distanz eine 10,9 (in Worten: zehn Komma neun) mehr als nur Glück gewesen sein muss, ließ sich der Verein einen Geldpreis von 50 Euro kosten. Ein wohl verdienter Preis.
„Wir freuen uns, dass diesmal viel mehr Frauen teilgenommen haben.“, betonte der 2. Vorsitzende Klaus Scharmann in seiner Ansprache gegen Ende der Veranstaltung, und siehe da: Ein Drittel der drei Erstplatzierten im Glücksschießen war erstmals weiblich und auch beim Hühnchenschießen gab es eine klare Abräumerin: „Frau Heinrich, Ihr viertes Hühnchen bekommen Sie im neuen Jahr – wir hatten nur 12.“, entschuldigte sich Scharmann mit einem Augenzwinkern.
Nicht ohne ein Wort des Bedauerns über das Fehlen des ersten Vorsitzenden Stefan Scheuring auf diesem Event, lobte Scharmann letztlich die gelungene Veranstaltung, die herzliche Stimmung und entließ den Sportschützenverein Lauterbach mit den besten Wünschen für einen guten Start in das Jahr 2023.
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